Ein Politiker in Delmenhorst

Ansichten, Vorschläge, Meinungen und alles andere was einem Politiker in Delmenhorst einfällt.

Dienstag, 27. September 2022

Landtagswahl 2022 - Eine (nicht)-Wahlempfehlung

Am 09.10.2022 finden die Landtagswahlen in Niedersachsen statt. In Delmenhorst bewerben sich 9 Kandidaten für das Direktmandat. Dazu kommen weitere Parteien, die keine Direktkandidaten im Wahlkreis 65 - Delmenhorst aufgestellt haben, aber mit einer Landesliste um die Zweitstimme werben. 

Jetzt stellt sich für viele Wählerinnen und Wähler die Frage, wen sie denn jetzt eigentlich wählen sollen. Da kann ich leider keine Empfehlung aussprechen, aber ich kann der werten Leserschaft eine Empfehlung geben, wen sie nicht wählen sollten und warum nicht. Vielleicht hilft das ja dem Einen oder der Anderen eine Entscheidung für sich zu treffen.

Also, fangen wir mit den Direktkandidaten an, in der Reihenfolge des Nichtwahlempfehlungsstärke:

1. Dr. Jaroslaw Poljak (AfD)

(c) Weser Kurier

Hier erübrigt es sich fast, eine Begründung abzugeben, als Mitbürger mit ukrainischem Migrationshintergrund, jüdischen Glaubens und körperlicher Beeinträchtigung für eine Partei wie die AfD anzutreten, dass ist schon fast ein Treppenwitz der Geschichte. Dr. Poljak scheint eine Art Allzweckwaffe der nordwestlichen AfD zu sein, so trat er erfolglos für die Wahl zum Oberbürgermeister in Wilhelmshaven und in Delmenhorst an. Beide Male fiel er nicht durch großes Fachwissen auf, ist in keinem Thema sattelfest, sondern probiert immer den Fragen einen Spin auf die Migrationsthematik zu geben. Seine Haltung zum russischen Vernichtungskrieg in der Ukraine ist, nun ja, bestenfalls als merkwürdig zu bezeichnen. Natürlich hier eine klare Nichtwahlempfehlung.


2. Murat Kalmis (FDP)

Auch die lokale FDP hat anscheinend nur einen Kandidaten für alle Wahlen. Frei nach dem Motto "One Size fits it all" wird Murat Kalmis als Kandidat in alle Wahlen geschickt. So nervte er letztes Jahr als Oberbürgermeisterkandidat mit einem riesigen Aufwand an Sach- und Geldmitteln alle Bürgerinnen und Bürger in Delmenhorst dermaßen, dass am Ende alle froh waren, als der Zirkus endlich zu Ende war. In diesem Jahr scheinen die Mittel geringer zu sein, zumindest läuft der Landtagswahlkampf auf deutlich geringerer Flamme. Murat Kalmis hat es geschafft, einen Platz auf der Landesliste der FDP zu bekommen, allerdings zieht dieser erst bei einem Ergebnis der FDP auf Landesebene von deutlich über 10% - und danach sieht es zum Glück momentan überhaupt nicht aus. Im Gegenteil muss die FDP gerade um den Wiedereinzug in den Landtag bangen. Da die FDP insbesondere für soziale Kälte und Klientelpolitik steht, hat die Stadt Delmenhorst hier nichts zu erwarten, daher auch hier eine deutliche Nichtwahlempfehlung.

3. Michael Pilk (Die Basis)

Trotz längerer Recherche konnte ich überhaupt keine Informationen über diesen Kandidaten finden. Das spricht dann auch schon wieder für sich. Wieso sollte ich jemanden wählen, über den ich so überhaupt nichts erfahren kann, selbst wenn ich es probiere? Hinzu kommt, dass die Partei "die BASIS" eine deutliche Nähe zu Verschwörungstheoretikern und Querschwurblern aufweist, wie ich bereits selber in einigen Gesprächen im Kommunalwahlkampf feststellen konnte. Daher auch hier: eine deutliche Nichtwahlempfehlung.


4. Jürgen Waßer (CDU)

Als alle schon davon ausgegangen waren, dass die erneute Nominierung der glücklosen Frauke Wöhler als Landtagskandidatin eigentlich nur eine Formsache sei, war die CDU tatsächlich einmal für eine Überraschung gut und nominierte den Ratsherren Jürgen Waßer als Kandidaten. 

Waßer strebt nach eigenen Worten "ein grandioses Ergebnis" an. „Ich will bis in den kleinsten Stadtteil, in die ruhigste Straße gehen und den Siegeswillen zu jedem Delmenhorster bringen", sagte er vor den Parteimitgliedern. - so aus seiner Bewerbung auf der Mitgliederversammlung der CDU im Februar.

Nun, davon ist die CDU zur Zeit weit entfernt. Jürgen Waßer führt einen blutleeren, uninspirierten Wahlkampf, einzig über den Janker, den er auf den Wahlplakaten trägt, wird manchmal geredet. Auch hier fehlt jede Vision, was der Kandidat den in Hannover überhaupt will, geschweige denn eine politische Agenda. Da wir jetzt gerade alle erleben dürfen, was die CDU in den verschiedenen Regierungen der letzten 16 Jahre angerichtet hat, ist es natürlich ebenfalls keine Option, auch nur eine der beiden Stimmen bei der CDU zu lassen.

5. Edith Belz (LINKE)

Auch bei der LINKEN tauchen immer wieder die gleichen Kandidatinnen auf, hier aber wohl weniger wegen des starken Egos der Kandidaten und Kandidatinnen, sondern eher wegen der sehr dünnen Personaldecke. Von den LINKEN sieht und hört man nichts, keine Themen werden so besetzt, dass sie aus der Bubble der LINKEN heraus kämen. Die einzige Möglichkeit der politischen Gestaltung vor Ort hat die LINKE gerade selber preisgegeben, als sie sich von ihren Ratsmitgliedern losgesagt hat. Somit kann die Partei lokal nicht einmal mehr von der guten Arbeit der Ratsgruppe profitieren. 

Die LINKE muss dringend ihr Verhältnis zu Russland klären und auch der Vorwurf der sexuellen Übergriffe auf vielen Ebenen der Partei steht immer noch im Raum. Mit den reißerischen Wahlsprüchen, dass die Miete zu hoch ist oder die Löhne steigen müssen alleine wird sich außerhalb der Stammwählerschaft (so es diese überhaupt im nennenswerten Umfang gibt) kaum eine Wählerin mobilisieren lassen. Daher auch hier eine Nichtwahlempfehlung meinerseits.

6. Felix Laukart (Freie Wähler)

Felix Laukart war 2015 Schützenkönig in Bookholzberg und ist Ratsherr in Ganderkesee. Warum er nun in Delmenhorst für den Landtag kandidiert, kann auch nur damit zusammenhängen, dass es in Delmenhorst inzwischen keine Struktur der Freien Wähler mehr gibt. Damit ist am Ende auch schon alles gesagt. Warum sollten die Delmenhorster jemanden wählen, der keinen Bezug zur Stadt hat und hier bisher überhaupt nicht in Erscheinung getreten ist. Davon abgesehen fischen die Freien Wähler immer gerne in rechten Gewässern. Daher auch hier: Unwählbar. 

Mittwoch, 29. Dezember 2021

Systemfrage

Immer wieder gehen seit dem Beginn der Coronapandemie die sogenannten "Querdenker" auf die Straße. Sie durchlaufen hier verschiedene Phasen der Leugnung der Pandemie und der Ablehnung der staatlicherseits verhängten Maßnahmen. Wurde zuerst die Gefährlichkeit des Virus grundsätzlich geleugnet, später die Ungenauigkeit des PCR-Tests behauptet oder wahlweise auch die Gefahr der Hirnverletzung durch den Testapplikator mit angeblich toten Kindern "bewiesen", so sind aktuell die Impfstoffe und die Impfungen an sich der Gegenstand des Protests. 

Hier soll jetzt nicht auf den Sinn oder Unsinn dieser Argumentationslinien eingegangen werden, das ist anderswo schon mehr als ausführlich geschehen. Mein Eindruck ist hier, dass viele "Querdenker" für wissenschaftliche Argumente nicht mehr zu erreichen sind. Hier geht es um die Instrumentalisierung dieser Menschen durch Gruppierungen, die ganz eigene Ziele verfolgen. Sei es hier die eigene Bereicherung, wie es z.B. Ballweg, Schiffmann oder Ludwig durchgezogen haben, seien es politische Ziele, wie sie hier die sogenannte "Alternative" offensichtlich verfolgt und sich inzwischen auf vielen Ebenen in diese "Bewegung" reingespielt hat. Gemeinsam haben sie alle die Abneigung gegen "das System" und die "Systemlinge". Die Presse ist für sie "Systempresse" oder "Mainstreammedien". 

Die Frage ist nun, wo ja auch inzwischen "Merkel weg ist", was wollen diese Leute eigentlich für ein System? Was stößt sie an der demokratischen Gesellschaft so ab? Was soll es denn sein? Die Monarchie mit einem absolutistisch regierenden König? Eine Diktatur wie wir sie ja zwischen 1933 und 1945 hier bewundern dürften? Soll gar die Scharia eingeführt werden, wie es so mancher Iranversteher hier in Delmenhorst anscheinend möchte? Oder der real existierende Sozialismus mit der BILD-Zeitung als Staatsorgan und RT-TV legt die aktuelle Kamera wieder auf? 

Und da ja auch viele sogenannte "Reichsbürger" in diesem Bereich unterwegs sind: Was wollt ihr denn wirklich? Ein Staat kann sich in seinem Bereich nur etablieren, wenn die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung die Regelungen des Staates akzeptiert. Das musste zuletzt die DDR erleben, was passiert, wenn das nicht mehr der Fall ist. Und weiter über 90% der Bevölkerung, wenn nicht mehr, sind hier in Deutschland mit dem politischen System grundsätzlich einverstanden, wenn auch nicht immer einer Meinung mit der Regierung. Nehmen wir mal an, dass die Argumente der Reichsbürger, so mit GmbH und so, stimmen würden, nur gesetzt den Fall. Meint ihr denn, dass das irgendetwas ändern würde? Die Bevölkerung in der Bundesrepublik würde doch nie und nimmer einen selbsternannten König akzeptieren - und schon überhaupt nicht der Beamtenapparat in Deutschland. Viel Spaß dann beim Regieren ohne Regierte. 

Also, was für ein System wollt ihr? Worum geht es euch denn im Detail? Oder seid ihr einfach nur auf die Bambule aus? Dann seid wenigstens so ehrlich und sagt es. Danke.

Mittwoch, 22. September 2021

BriefmarkenBriefmarkenBriefmarkenBriefmarkenBriefmarkenBriefmarkenBriefmarkenBriefmarken

 
Hallo liebe Sammelnden, es ist an der Zeit eine neue Ladung Briefmarken abzuladen. Einiges hat sich hier in der letzten Zeit angesammelt, da wäre es doch geradezu gemein, Euch dieses vorzuenthalten.

Fangen wir mit einem lieben Nachbarn und Bekannten an, der es leider in unsere Sammlung geschafft hat. Lieber Frank, als Profi müsstest Du eigentlich ja die erste Regel des Plakatdesigns kennen, "Erscheint dir die Schrift auf dem Monitor zu groß, mach' sie doppelt so groß!". Wenn beim Autofahren nur die Worte "Schnulli-Bulli" hängen bleiben, ist das halt sehr ungünstig. Dass ich die rote Box mit den Namen höher gesetzt hätte, geschenkt. Leider hat es ja für dich nicht gereicht, vielleicht nächstes Mal.


Tja, lieber Christian Steinacker, hast Du den kostenlosen Probemonat von Adobe Photoshop gebucht? Und deine erste Collage produziert? Das ist vollkommen Ok, weil ja die Übung den Meister macht. Aber, hey, muss denn der erste Versuch gleich auf ein Plakat gedruckt werden? Hättest Du nicht wenigstens einen Profi mal die Belichtung anpassen lassen können? Davon mal abgesehen, dass die Idee nun auch nicht gerade sooo überzeugend ist. Was denn jetzt die Message des Plakats ist - man kann es nicht wissen.


Ach Florian, du alter Fux. Damit auch der Letzte das Wortspiel begreift, hast du dir gleich noch ein Stofftier auf die Schulter gesetzt. Wie pfiffig. Und wie trendy. Nicht. Cool und CDU, das passt einfach nicht. Wie wäre es denn gewesen, einfach mal zu Titeln: "Essen, wo sich Fuchs und Laschet Gute Nacht sagen!", oder "Für mehr Füchse in Essen!" - Das hätte wenigstens noch ein wenig Inhalt vermittelt. Aber Inhalte und CDU, das passt ja sowieso nicht so richtig. Ich tippe mal, dass das für den Bundestag nicht reicht für Dich, mach' dir nichts draus, an den Plakaten wird es nicht gelegen haben. Glaube ich.






Kommen wir zu einem Plakat, das mich tatsächlich sehr geärgert hat. Zum einen weil die Aussage, "von der Hauptschule in den Bundestag" impliziert, dass Hauptschüler eigentlich nichts im Bundestag zu suchen hätten. Und das ist einfach nicht richtig. Wir haben sowieso schon zu viele Anwälte, Lehrer und Beamte im Parlament, ich wäre froh, wenn wir mehr Hauptschüler dort hätten, die einen "richtigen" Beruf gelernt haben und in ihrem Leben schon einmal etwas anderes als Berufspolitiker gewesen sind. Was mich aber noch viel mehr ärgert ist, dass Dejan Perc die eigentliche Aussage direkt konterkariert, in dem er mit einem "*" darauf hinweist, dass er selbstverständlich auch Abitur und Studium vorweisen kann. Er sagt also aus, dass man natürlich Abitur und Studium haben muss, um in den Bundestag zu kommen. Ach Dejan, hättest du doch einfach das "*" weggelassen und aus dem "." ein "!" gemacht - ich hätte dich hier gefeiert.


Oha, die CDU will nie wieder Straßen sperren. Da darf man ja mal gespannt sein, wie das denn wohl gehen soll. Kein Schlaglöcher mehr ausbessern, keine Fahrbahnbeläge mehr erneuern - aus Hannover wird dann zwangsläufig die größte Tempo 20 Zone Deutschlands, weil schneller kann man dann bald sowieso nicht mehr fahren. Ist das der Beitrag der CDU zum Klimaschutz? Also sozusagen, Geschwindigkeitsregulierung durch die Hintertür? Soviel Weitsicht hätte ich der CDU in Hannover ja überhaupt nicht zugetraut. Aber man lernt ja nie aus.



Kommen wir zum Schluss zur bildungsfernen Schicht Deutschlands, auch genannt "AfD". Die "Impflicht" für Kinder soll ausgeschlossen werden. Leutz von der "Alternative", wenn Euch die Wörter zu kompliziert sind, dann ersetzt sie doch durch Bilder, ihr wisst schon, so wie in den Lesebüchern in der 1. und 2. Klasse. Über den Inhalt eures Sharepics wollen wir dann mal gleich überhaupt nicht reden, nur soviel: Viele Kinder und Jugendliche wären froh, wenn sie endlich ein Impfangebot bekämen und dafür nicht mehr mit Masken in eiskalten Klassenräumen zu sitzen bräuchten.

Freitag, 17. September 2021

Gedanken zur OB- und Kommunalwahl vom 12.09.2021

 Jetzt ist sie also vorbei, die Wahl, die unsere Gemeinde für die nächsten fünf Jahre prägen wird. Eine neue Oberbürgermeisterin wurde gewählt, und auch wenn ich diese Zeilen vor der Stichwahl am 26.09.2021 geschrieben habe, so bin ich mir sicher dass unsere OBin für die nächste Zeit Petra Gerlach heißen wird. Und ein neuer Stadtrat wurde gewählt, dem ich nicht wieder angehören werde. 

Im Laufe des Wahlkampfs sind mir ein paar Dinge aufgefallen, die ich gerne hier mit den geneigten Lesern teilen möchte:

1. Die schlechteste Entscheidung des Landes für die Kommunen war die Verkürzung der Amtszeit der Hauptverwaltungsbeamten auf fünf Jahre und die Synchronisierung der Amtszeiten. 

Das führte bei uns dazu, dass jede Gruppierung, die überhaupt noch zur Geltung kommen wollte, eine eigene Kandidatin bzw. einen eigenen Kandidaten für die Wahl der Oberbürgermeisterin aufgestellt hat. Mit insgesamt 11 Kandidaten war das Bewerberfeld extrem zersplittert und unübersichtlich. Und durch die Fokussierung der Medien auf diese 11 Kandidaten ist die eigentlich entscheidende Wahl, nämlich die des Stadtrats komplett in der Berichterstattung untergegangen. Bei Gelegenheit werde ich eine Auswertung nachreichen, aber ich schätze, dass mindestens 80% der Berichte über die Wahl sich einzig und allein auf die Kandidaten für den Posten des HVB bezogen hat. 

Hinzu kommt, dass es in diesem Jahr, anders als bei den vorangegangenen Kommunalwahlen, nicht eine Veranstaltung gegeben hat, bei der die Parteien sich für die Kommunalwahl hätten vorstellen können. Es gab aber 2 Podiumsdiskussionen der VHS mit den OB-Kandidat:innen. Die Frage stellt sich, ob da nicht eine gereicht hätte und der andere Termin für die Stadtratswahl genutzt hätte werden können. Vielleicht das einmal als Anregung. Ähnlich einseitig waren z.B., die gut gemachten Videointerviews der Delmenews, wo in zwei Runden auch nur die Kandidaten für die OB-Wahl zu Wort kamen. Auch hier als Anregung, die zweite Runde mit den "Spitzen" der Parteien zu machen. 

Warum mich das so stört? Es ist ja so, dass die Entscheidungen im Rahmen der kommunalen Selbstverwaltung in dieser Stadt vom Stadtrat getroffen werden und die Oberbürgermeisterin erst einmal andere Aufgaben hat. Nämlich die Vorgesetzte von über 1100 städtischen Bediensteten zu sein und eine Verwaltung zu führen. Wenn aber den Wähler:innen suggeriert würde, wir hätten so etwas wie einen König zu wählen und auch entsprechende Versprechungen gemacht werden, dann ist das kritisch zu sehen und der Stadtrat wird herabgesetzt. Berichten die Medien dann auch noch entsprechend, nimmt unsere Demokratie schaden. 

Daher meine zwei Bitten hier, auch wenn zumindest eine davon sicherlich nicht gehört werden wird: Bitte, liebes Land Niedersachsen, entsynchronisiert die Amtszeiten der HVB und der kommunalen Selbstvertretung wieder. Ein Jahr auseinander würde reichen. Und, liebe Medien in Delmenhorst, in fünf Jahren zur nächsten Kommunalwahl, bitte achtet auf eine ausgewogene Berichterstattung über beide Wahlen.

2. Der Wahlkampf wird amerikanischer und populistischer

Wir haben in Deutschland ca. 61.000.000 Wahlberechtigte. In Delmenhorst haben wir ca. 60.000 Wählerinnen und Wähler, das entspricht 1 Promille der Wähler in Deutschland. Rechnet man jetzt die Wahlkampfbudgets der "großen Parteien" für eine Bundestagswahl auf ct. per Wähler herunter, dann ergibt sich für eine Bundestagswahl bei der CDU ein Wert von 30 ct./Wähler, bei der SPD 38 ct./Wähler und bei der FDP sogar nur 6 ct./Wähler (alles Zahlen von 2017). Hochgerechnet auf eine Kommunalwahl in Delmenhorst kommt man mit diesen Zahlen auf ein Budget von ca. 20.000 Euro bei der SPD und CDU und 3.600 Euro bei der FDP. Ist diese Zahl sicherlich für die SPD und CDU realistisch, so muß man bei den "kleineren" Parteien natürlich einen höheren Wert von z.B. 10.000 Euro ansetzen, der Rahmen in dem sich auch die DL bewegt hat. 

Nun hat aber jeder, der diesen Wahlkampf verfolgt hat, gesehen, dass es hier deutliche Ausreißer gegeben hat. Um nur einmal einen Aspekt zu beleuchten: Eine ganzseitige Anzeige im Kreisblatt muß nach Abzug aller Rabatte mit ca. 5000 Euro Brutto gerechnet werden. Kleinere Anzeigen entsprechend weniger. Für die DL hätte das bedeutet, wir hätten zwei ganzseitige Anzeigen im kompletten Wahlkampf schalten können und hätten dafür unser komplettes Budget verbraucht. Nun möge also jeder, der im letzten 3/4 Jahr Zeitung gelesen hat, sich selber ausrechnen, was die einzelnen Parteien alleine für Anzeigenwerbung ausgegeben haben und über welche Budgets da verfügt werden konnte.

In anderen Kommunen stellte sich nach der Wahl heraus, dass es hier Korruption im Spiel war. Das ist zum Glück in Delmenhorst nicht der Fall. 

Zentriert sich die Wahlwerbung dann noch komplett auf einzelne Personen, so haben wir amerikanische Verhältnisse und die eigentlichen Themen bleiben auf der Strecke. Anscheinend ist das aber der Trend für die Zukunft, dem müssen wir als Parteien bzw. Wählergemeinschaften uns stellen.

Zum Glück, sind wir bei dieser Wahl noch "mit einem blauen Auge" davon gekommen und hatten zwar einen amerikanischen Wahlkampf - aber kein amerikanisches Ergebnis. Aber, wir müssen hier vorsichtig sein, dass uns das nicht vielleicht in fünf Jahren passiert.

Mittwoch, 11. August 2021

Briefmarken, die 14.

 


In der 14. Folge unserer Briefmarkensammlung starten wir mit einer Premiere: Das erste Video, dass es in unsere Sammlung geschafft hat. Herr Luczak von der, für ihre Onlinekompetenz bekannten CDU hielt es für eine richtig tolle Idee, doch einmal zu zeigen, wie man einen sogenannten "Wesselmann" aufstellt. Also zumindest wollte er mal so tun. Wir wissen jetzt nicht, ob Herr Luczak vielleicht ein heimlicher Gamer ist und meint, dass sich so ein Plakat auf im echten Leben durch den Zauberhammer von selber aufstellt, aber wie immer müssen die Komparsen die Arbeit machen und der Chef kann posen. Dass ausgerechnet die Antiklimapartei CDU mit einem Klimaslogan wirbt, geschenkt. Das glaubt denen eh niemand, dem wirklich etwas an der Zukunft liegt.


Auch der nächste Bewerber für die Briefmarkensammlung kommt von der CDU. Mario Röllig, der, der nicht mit der Meute heult. Vielleicht sollte Herr Röllig doch ein mal Gefühle zeigen. Der Mann darf im Jahr 2021 heulen. Das ist wichtig, sonst stauen sich schädliche Dinge in ihm auf - und das kann zu merkwürdigen Wahlplakaten führen. 
Normalerweise hätte schon das schlechte Foto fast gereicht für die Aufnahme in die Sammlung, aber davon gibt es ja leider viel zu viele. Aber diese subtilen Rot-Rot-Grünen Wölfe, Mensch Mario, da hast du echt mal einen rausgehauen. Fast so gut wie seinerzeit die "Nein"-Partei. Hauptsache dagegen. 








Machen wir weiter mit einem Stammgast in dieser Rubrik. Die FDP hat mal wieder den Slogangenerator laufen lassen. Christoph Meyer will die Wirtschaft einfach mal machen lassen. Da fragt man sich ja, wozu gehst du in die Politik, wenn doch die Wirtschaft alles machen soll? Und dass der komplett ungeregelte Kapitalismus irgendwas anderes regelt, als die Maximierung der Gewinne und den Abbau von allem, was eine gesunde, soziale und umweltbewusste Gesellschaft ausmacht, das muss nicht weiter ausgeführt werden, das erleben wir gerade Live und in Farbe. 






In Niedersachsen sind ja am 12.09. Kommunalwahlen. Diese sind für uns ja immer am ergiebigsten, allerdings halten wir uns dieses Mal aus Gründen ein wenig zurück. Aber, da nach unten immer noch Luft ist: "Kein Verbot von Autos". Puha. Hat auch niemand jemals gefordert. Zumindest keine ernsthafte politische Kraft. Das bestimmte Klassen von PKMWund LKW nicht in die Innenstädte dürfen, ja das gibt es. Und das hat ja auch zu einer Marktbereinigung geführt. Aber Elektroautos? 
Und selbst wenn es in einer Innenstadt eine Fußgängerzone gibt, ist die dann tot? Weil da kein Auto fährt? In der Fußgängerzone? Also ich weiß ja nicht. Vielleicht sollte die CDU nächstes Mal die Slogans vor der Bierverkostung entwerfen.






Und damit wir nicht immer nur auf dem liberal-konservativen Teil unserer politischen Landschaft angewiesen sind, hier ein schönes Beispiel für das derzeitige Problem der SPD. Es ist ja nicht so, dass die Genossen keine Ideen hätten. Teilweise ja auch sinnvolle und gute Ideen. Aber: Die SPD bekommt ihre Inhalte nicht vermittelt. Sie ist einfach zu sehr in sich selbst gefangen. Man sieht es an diesem Plakat. 76 Wörter auf einem Wahlplakat. Korrekt gegendert, damit sich auch alle wiederfinden. Aber: Wer soll das denn vom Fahrrad oder aus dem Auto lesen? Man druckt doch nicht das komplette Wahlprogramm auf ein Plakat. Vom selben Geld hätte man viele Flyer auf Recyclingpapier drucken und verteilen können. Die hätte wahrscheinlich eher jemand gelesen. Und ansonsten gilt die erste Regel des Plakatdesigners: "Sitzt du vor dem PC und die Schrift erscheint dir zu groß - mach' sie doppelt so groß".

Montag, 8. Februar 2021

Briefmarken und die Wilde 13

 

Hallo liebe Freundinnen des gepflegten Briefmarkensammelns. Es wird mal wieder Zeit für eine neue Runde. Fangen wir an mit einem meiner häufigsten Gäste, dem Layouter der FDP. Manchmal frage ich mich, warum bist Du nicht Buntstiftanspitzer bei Städtler geworden - oder Testfahrer bei Matchbox? Alles ehrbare Berufe, die man erlernen kann, wenn man denn will. Design und Layout haben allerdings auch etwas mit Gefühl, Empathie und einfach einem guten Blick für Gestaltung zu tun. Alles Dinge, die man der FDP hier wirklich nicht nachsagen kann. Oder reicht es heute, den Outlinefilter von Photoshop einfach nur oft genug anzuwenden, um seine Arbeit zu erledigen? Und vom Inhalt wollen wir nicht reden, dass wäre zu bitter.
Weiter geht es mit der CDU, die sich anscheinend jetzt auf Orange als Parteifarbe endgültig festgelegt hat. Wir leben also in schwierigen Zeiten. Ja, das ist wohl so, liebe "Christ"-Demokraten. Und manchmal kommt man in schwierigen Zeiten an eine Weggabelung und könnte einen Tipp gebrauchen, was denn nun das Richtige sein könnte. Die CDU will uns also die richtigen Antworten geben. Sagen sie. Allein: Welches ist denn jetzt bei diesem Motiv die richtige Antwort? Links? Rechts? Mitte? Geradeaus? Was will uns der Autor sagen? Oder ist das alles einfach ein Hinweis auf den schlechten Zustand der Straßen und Wege in Deutschland?

Bleiben wir bei der CDU, weil es gerade so schön passt. Die Kampagne der Union in Baden-Württemberg hat ja gerade den ersten Shitstorm hinter sich, ihr wisst schon "Wir Verbrecher ...", aber das hier ist besser. In Zukunft kommen unsere Autos also von "Auto Peter". Wenn Brandenburg eine Teslafabrik bekommt, können die Baden-Württemberger nur lachen. Auto Peter war schon länger da und beherrscht den lokalen Markt.


Ach Moritz. Was ist denn dir passiert? Dein "Programm" mag ja so überhaupt nicht zu deinem Auftreten passen. Trier soll dich also als Stadtrat wählen? Wobei, als Gender gibst Du ja "Stadträtin" an. Ok. Geschenkt, Moritz. Heute geht ja alles. Aber, ist dir eigentlich so ganz klar, welche Aufgaben eine Kommunalvertretung hat? Ich möchte dir mal eben auf die Sprünge helfen: "Härte Bestrafung bei Missbrauch [...]" - Könntest Du in Trier nicht einmal beschließen, wenn du auf 100% kämst, Moritz. Ist nämlich Sache des Bundes. "Reform des Bildungssystems" - Landessache, du ahnst es, oder? "Keine Besteuerung der Renten" - was soll ich sagen, auch hier kann der Stadtrat in Trier wohl nichts machen. Einzig "Keine Korruption" - ja, da muss vielleicht ja jeder mal bei sich selber anfangen. Wobei ja bekanntlich Populisten da am empfänglichsten für sind. Ich würde vorschlagen, Moritz, du bleibst bei deinem Skalpell. 


Dienstag, 15. September 2020

Briefmarken, Kommunalwahl NRW Reprise (12)

Die Kommunalwahlen in NRW sind gelaufen, über die Ergebnisse ist anderenorts genügend geschrieben worden, für mich Briefmarkensammler sind aber gerade die Kommunalwahlen immer ein richtig ergiebiges Feld. Werden doch dort selten professionelle Werbeagenturen eingesetzt und jeder darf sich mal austoben. Besonders die CDU ist dieses Mal gut vertreten. 

Fangen wir an mit einem Plakat, das bereits viral ging und besonders aussagekräftig ist. Die CDU will also, dass wir alle gemeinsam Kinder machen. Also quasi die Aufforderung zum Gruppensex. Von einer konservativen, christlichen Partei. Und das zu Coronazeiten, vielleicht mit Mundschutz? Wenn denn dann Kinder entstehen sollen, dann müsste das ja auch ungeschützt geschehen. Also, ich möchte ja nicht mit HIV anfangen, aber Tripper oder Syphilis sind ja nun auch eher Dinge, mit denen man sich nicht abgeben will. Wenn wir das dann konsequent zu Ende denken, dann könnte das mit dem "Gemeinsam" ja auch zu massiven Problemen bei der Feststellung der Vaterschaft der einzelnen Kinder führen. Man sieht also, Probleme über Probleme. Ob die CDU das zu Ende gedacht hat? Man darf skeptisch sein. Wenn das der Papst wüsste.

Machen wir weiter mit unserem absoluten Spitzenreiter der verunglückten Claims und Wahlplakate. Irgendein Chefstratege der FDP ist also auf die Idee gekommen, für die Kommunalwahl in NRW denn Slogan "Weil $InsertOrtsnameHier" landesweit zu spielen. In Niedersachsen hätte das ja noch einen gewissen Witz, aber so? Wenn besagter Stratege wenigstens den Leuten mit auf den Weg gegeben hätte, eine griffige Forderung der FDP mit auf die Plakate zu schreiben, damit wenigstens ein wenig Sinn entsteht, aber offensichtlich war das nicht der Fall. Wir haben also im Ergebnis ein vollständig aussagefreies Wahlplakat mit einem Menschen ohne Namen. 

Wo wir dann also bei der Aussagelosigkeit sind, hier auch ein schönes Beispiel aus Hattingen. CDU wählen!, das muss reichen. Warum auch mehr Inhalt auf einen Wesselmann mit mehreren Quadratmetern Flächeninhalt packen. Jeder weiß doch, dass natürlich die CDU zur Wahl antritt. Und für Inhalte steht die Union ja schon lange nicht mehr, weder in Hattingen noch anderswo. Also braucht man diese nicht zu simulieren, folgerichtig. 
Sich über die latente Rechtschreibschwäche der sogenannten "Alternative" lustig zu machen ist zwar inzwischen ein wenig abgegriffen, aber dieser Typo offenbart ja auch ein wenig die Ideologie und die Aufstellung dieser "Partei". Es gibt also gute "Alte Native", für den ganzen Kreis. Also Eingeborene, die ein gewissen Lebensalter erreicht haben und als "Alt" bezeichnet werden können. Genau das Personal also, aus dem sich diese Gruppierung im Normalfall rekrutiert. So kann man auch mit der Einsparung eines "R" noch Content vermitteln. Respekt. Wobei, beim Glücksrad waren die Konsonanten doch umsonst, oder?
Die Hunde würden also CDU wählen. Warum sollten die das tun? Weil die CDU sich für Freilaufflächen einsetzt? Oder Leckerli für alle als Motto ausgegeben hat? Soll gar die Hundesteuer oder die Maulkorbpflicht abgeschafft werden? Nur, was hätten Katzen und Kaninchen davon? Oder soll das heißen, dass nur die dümmsten Kälber sich ihren Metzger selber wählen? Man weiß es einfach nicht, aber mein Tipp wäre, nächstes Mal keine beliebigen Handyfotos für Wahlplakate zu nehmen. das wirkt einfach nur unprofessionell.
Kommen wir zum Schluss zu einem "nicht"-Fail, alleine weil der Name des OB-Kandidaten so schön ist und zu Wortspielen einlädt. Todeskino statt Kopfkino, ach was könnte der Kreative hier alles spielen. Immerhin hat es für die Stichwahl in Münster gereicht, das verdient hier Respekt und Anerkennung.