Ein Politiker in Delmenhorst

Ansichten, Vorschläge, Meinungen und alles andere was einem Politiker in Delmenhorst einfällt.

Dienstag, 25. Dezember 2012

Weihnachtsbotschaft

Hallo liebe Mitglieder und Mitlesende!

Heute haben wir den 25.12.2012. Erster Weihnachtstag. Die Botschaft dieses Tages ist allen bekannt, unabhängig von Glauben und
Weltanschauung. Ein Teil dieser Botschaft lässt sich auch auf andere Aspekte übertragen.

"Respekt".

Hat bestimmt jeder von uns gehört. Verstanden haben wir das auch! Gelebt - nun ja, nicht immer und nicht jeder von uns. Es gibt halt keine
Unschuldsengel - jeder hat schwache Momente - diese sollte man sich untereinander aber auch immer wieder vergeben.

Dieser Begriff wird zwar immer wieder gerne benutzt, um diesen einzufordern, doch wer Respekt einfordert, sollte ihn auch anderen
Menschen entgegenbringen. Schließlich handelt es sich dabei nicht um eine Einbahnstraße.

Was aber wichtig sein sollte: Wir sollten alle daran arbeiten, Respekt auch im Alltag zu leben und zu fordern.

Wichtige Punkte dabei dürften sein:

I. Achte die Arbeit des Anderen. Arbeit findet nicht ohne Grund statt. Sie dient dem Wohle Anderer. Auch wenn man für sich selbst nicht immer
mit den Ergebnissen glücklich sein mag.

II. Achte die Meinung Anderer. Es ist zum Glück in unserer Gesellschaft erlaubt, Meinungen zu haben und diese öffentlich zu äußern. Nur
fundierte und sachliche Kritik kann uns alle in unserer Meinungsbildung nach vorne bringen.

III. Achte Dein Gegenüber. Auch hier gilt der Respekt. Respekt hat auch etwas mit Augenhöhe zu tun. Nur wenn wir uns unter Gleichen begegnen
kann unsere Meinung, aber auch die des Anderen, gewürdigt und geschätzt werden.

IV. Achte Dein politisches Gegenüber. Auf der Straße, in konkurrierenden Parteien, aber auch innerhalb der Piratenpartei. Jeder hat und soll
seine Meinung haben. Dies drückt sich eben auch aus in dem Kontext: "ich bin genau hier anderer Meinung, weil ... ". Das ist Diskurs und das ist
gut so - es ist zielgerichtet und hilft uns allen. 
Bei den Dingen, die seit 2006 passiert sind - ups, die Piratenpartei wurde ja 2006 gegründet - fällt auf, das gerade wir als Piratenpartei
vieles bewegt haben. Aufzählen müssen wir das nicht. Das sind "Lorbeeren" auf denen man sich nicht ausruhen kann und darf. Politik
geht weiter und muß jeden Tag auf neue Realitäten, Menschen und Meinungen reagieren.

Zusammenfassend heisst das:

Jeder Mensch auf dieser Welt hat Respekt verdient. Und wir sollten jetzt anfangen, darüber nachzudenken, was wir dem Gegenüber an Respekt
entgegenbringen. Konkret: Lasst uns einen respektvollen Umgang üben und pflegen.

Schöne Festtage, Salem Aleikum, God Jul, verbum caro und Frohe Weihnachten!

Für den Landesvorstand Niedersachsen
Andreas Neugebauer und Thomas Gaul

P.S.: Dieser Text darf weitergereicht werden.

-- Thomas Gaul stellv. Vorsitzender Tel. +49 (0) 51 21 - 698 108 12 - Fax +49 (0) 53 52 / 53 89 14 209 Piratenpartei Niedersachsen Bahnhofsallee 25, 31134 Hildesheim Vorstand: Andreas Neugebauer (Vorsitzender), Thomas Gaul (stellv. Vorsitzender), Dr. Meinhart Ramaswamy (Schatzmeister), Jessica ter Veer, Max Rother, Mario Espenschied (Beisitzer)

Sonntag, 12. August 2012

Kulturschock

Im Spannungsfeld der Piratenpartei, gerade auch hier in Niedersachsen, kann man in den letzten Wochen häufig den Vorwurf hören, dass die Benutzung von Twitter, von Chatdiensten oder von Blogs, wie diesem hier, dazu genutzt wird um andere Parteimitglieder herabzusetzen oder gar zu mobben. Häufig kommen diese Vorwürfe von Piraten, die noch nicht lange in der Partei sind.
Ich habe da ein wenig drüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, dass diese Piraten teilweise recht haben. Aber, und das hat mich zu diesem Blogpost animiert, ich bin der Auffassung, dass diese Piraten damit erinfach leben müssen und versuchen sollten, sich diese Kommunikationsmedien ebenfalls zu erschliessen. Denn diese Art der Kommunikation gehört zu unserer Piratenkultur einfach dazu. Eine Piratenpartei ohne Twitter, Blogs und Chat wäre für mich undenkbar, ja es würde die Partei in der heutigen Form so nicht geben. Ich bin der Auffassung, dass nichts die Piraten so sehr geprägt hat, wie die völlig selbstverständliche Benutzung dieser Werkzeuge.
Und so gerne wir neue Mitglieder aufnehmen, so sehr wir uns über jeden neue, helfende, aktive Hand freuen, so sehr möchten wir auch unsere Kultur behalten. Jeder, der in die Piratenpartei eintritt, sollte sich doch bitte ein Stück weit daran orientieren, was er vorfindet. Das ist unsere gewachsene Kultur und wir wollten und wollen das so. Darum haben wir uns alle mal unter dem Segel zusammengefunden.
Wir wollten keine FDP 2.0 gründen oder einen neue Grüne Partei ins Leben rufen, nein, wir wollten eine Partei, die dem Lebensgefühl der Generation Internet eine politische Stimme gibt. Wir wollen uns so äußern.
Gerne sind wir bereit, allen neuen Piraten unsere Art der Kommunikation zu zeigen, alle Tools zu erklären, Workshops abzuhalten und so den Kulturschock ein wenig zu lindern. Und wir freuen uns sehr, über jeden neuen Follower bei Twitter ;-)

Montag, 25. Juni 2012

Ein Abend in Hannover

Da dieser Text hier zu lang für die Mailingliste ist, veröffentliche ich das hier in meinem Blog.

Am 20.06.2012 waren Meinhart Ramswamy und ich zu einem Empfang der NWZ im Maritim in Hannover eingeladen. (Bilder hier, 2,3,4). Gerne sind wir der Einladung gefolgt und konnten den Termin mit einem Interview beim Deutschlandfunk (kein Link) verbinden.
Geladen waren bei dem Empfang anscheinend alle "wichtigen" Politiker und Vertreter von "Lobbygruppen" in Hannover. So konnten wir u.a. lange Gespräche mit Herrn OB Weil (SPD) - Thema: Zulassung der Landesliste, Herrn Klare (CDU) - Thema Bildung, Frau Modder (SPD), Herrn Meyer (Grüne) - Thema Landwirtschaft, dem Geschäftsführer des Städte- und Gemeindetages, Herr Dr. Trips, der uns freundlicherweise Unterstützung für unsere Abgeordneten auf kommunaler Ebene angeboten hat sowie Herrn Ministerpräsident McAllister - Thema: Landesliste, Untersützung bei Fragen durch den Innenminister und Angebot des Polizeischutzes für den Spitzenkandidaten, führen.
Nach den unvermeidlichen Reden der wichtigsten Anwesenden gab es ein Büffet, an dem wir uns ebenfalls gerne bedient haben ;-)
Insgesamt muss man festhalten, dass wir sehr freundlich aufgenommen worden sind, alle Politiker, mit denen wir gesprochen haben, sehr interessiert und offen waren. Ferner muß man festhalten, dass alle sehr gut über alles Informiert waren, was bei uns vorgeht und was wir tun. Sogar bis in die Regierung wird sich über uns informiert, Herr McAllister hat nach eigenen Aussagen sogar einen Artikel mit einem Interview von mir ausgeschnitten.

Samstag, 12. Mai 2012

@Rassismus

Auf der Mailingliste der Piraten Niedersachsen hat die von mir sehr geschätzte Katta folgende Mail veröffentlicht, die ich mit ihrem Einverständnis hier veröffentlichen und verewigen will.

Das leidige Thema

Aus meiner Sicht ist wichtig rassistischen Äußerungen überall dort entgegenzutreten, wo sie uns begegnen. Und ich würde davor warnen dabei lediglich von Nazis und NPD Mitgliedern zu sprechen.

Mir sind einige "richtige" Nazis begegnet. Einmal hat mich ein offensichtlicher Nazi (Glatze, Thor Steiner Jacke, …) versucht anzugraben. Auf meinen Kommentar, das mit uns könne nichts werden, weil ich schließlich Ausländer sei, ist er leider eingegangen. Er fragte woher ich komme. Ich so: „Polen.“ Er so: „Wo da?“ Ich so gesagt. Er so: „Na das ist doch Großdeutsches Reich.“ Da sind mir ehrlich gesagt die Gesichtszüge entgleist. 

Ein anderes Mal ist nach dem 28C3 ein Nazi beim CCC Hamburg aufgetaucht, rein gegangen und drohte, als er des Hauses verwiesen wurde, mit seinen „Freunden“ wiederzukommen . Beim Kongress gehen immer Nazi-Seiten vom Netz und die Aufdeckung der NSU-Morde lag nicht allzu lange zurück. Da wollte wohl einer auf Dicke Hose machen. Und ganz ehrlich – in einem scheintoten Gewerbegebiet nachts...
Viel öfter als Nazis habe ich im Alltag Menschen getroffen, die rassistische  oder diskriminierende Ansichten vertreten ohne sich selbst als rechts zu betrachten. Manchmal bewusst, manche aber auch völlig unreflektiert. Darunter vertraten einige Menschen, die ich im Laufe meines Lebens getroffen habe die Ansicht, „diese ganzen Islamisten“ dürften nicht nach Deutschland kommen, „die Osteuropäer an sich würden stark riechen“ und seien kriminell, […]. Ich bin was solche Statements angeht zugegebener Maßen überempfindlich. Ich kann da nicht weghören und ich setze mich mit solchen Leuten zwangsläufig auseinander.
Ich hab da auch nicht so wirklich eine Wahl, schließlich reden diese Leute in vielen Fällen über mich, ohne es zu wissen. Oft genug hatte ich aber Debatten erlebt, die mit „das muss man jetzt auch einmal sagen dürfen“ anfingen und bei „dem Osteuropäer an sich“ endeten und bei denen so lange alle fröhlich zustimmen, bis man sie damit konfrontierte, dass  das was sie sagten rassistisch sei und fragt ob man denn auch unangenehm rieche. 
Meist sind solche Debatten ähnlich aufgebaut. Man ist sich einig, die eigene Meinung zu Ausländern werde unterdrückt, man werde wegzensiert, Meinungsfreiheit werde nicht gewährleistet. Und dann packt jeder seine Vorurteile auf den Tisch und für jedes Vorurteil findet sich schnell ein Einzelfall, der Schlussfolgerungen rechtfertigen soll, die auf die Allgemeinheit „der Ausländer“ der „Polen“ der „Muslime“ oder „der Schwulen“ übertragen werden. Meist werden die diskriminierten Gruppen dann auch noch in Nebensätzen für die eigenen persönlichen Missstände verantwortlich gemacht. 
Meine Erfahrung mit solchen Debatten ist sehr ernüchternd. Noch letzte Woche in Ibbenbüren beim Unterschriftensammeln hat ein mir unbekannter älterer Herr mich über „die ganzen Islamisten“ und die ganzen Leute, die im Asylbewerberheim auf großem Fuß leben würden, versucht „zu informieren“. Selbst meine Aussage, ich selbst habe in einem Asylbewerberheim gelebt und dort keinerlei Luxus vorgefunden, hat ihn nicht verunsichern können. Und auf die Nachfrage, ob ich denn auch auf Kosten des Staates leben würde - trotz meiner Steuerabgaben und allem - und besser das Land verlassen sollte (zusammen mit diesen „Islamisten“), entgegnete er, das sei ja was anderes. Ja, es ist immer eine Ausnahme, wenn die eigenen Vorurteile nicht bestätigt werden. Davon leben diese Klischees. Wie oft ich schon gehört habe ich sei kein „richtiger Ausländer“, weil ich keinen Akzent habe, einen Hochschulabschluss und Steuern zahle und nicht mit Drogen deale und keine dunkle Hautfarbe und den „richtigen“ Glauben habe. Dass ich ungläubig bin interessiert diese Leute nicht. „Die Polen sind doch alle religiös, Johannes Paul und so“ - Ja genau: Klischees. 
Und ich muss sagen, mir machen diese Leute die in einem Nebensatz ganz beiläufig „Ex oder Türke“ beim Dorffest sagen viel viel mehr Angst als die ganze NPD. Denn die NPD und Neo-Nazis werden gesellschaftlich geächtet. Alltagsdiskriminierung nicht. Kaum einer ist gerne „rechts“ oder bekennt sich als „Nationalsozialist“. Doch in vielen Kneipen gehören diskriminierende Sprüche zum Alltag und wie oft wird da pauschalisiert und diskriminiert. 
Man soll sich nicht so anstellen und mal nicht übertreiben sagen dann Manche wenn man sich aufregt. Es bedeute ja nichts. Doch für mich ist es viel bezeichnender, wenn Vorurteile oder Sprüche in den Alltagsgebrauch der „Normalbürger“ übergehen und einfach als Standard akzeptiert werden.  Alltagsrassismus ist für mich der Nährboden, aus dem sich solch eine rechte Radikalisierung mitunter speist. Ich weiß noch als Sarrazins Buch herauskam. Alle Einwanderer die ich kenne haben das mit großer Sorge  verfolgt. Denn plötzlich wurde dieses „das muss man doch noch sagen dürfen“ in der Öffentlichkeit ausgetragen. Da wurden Tabellen in Zeitungen abgedruckt, die zeigen sollten, wie intelligent und „effizient“ die jeweiligen Einwanderergruppen waren. Und irgendwo war auch der Balken zu dem ich wohl zähle. Und nicht immer wurde darüber gesprochen, wie soziale Herkunft und Asylbewerberheime und das ganze Prozedere die einen Gruppen mehr benachteiligt oder weniger. Der Durchschnittsbürger sieht erst einmal Balken die zeigen, welche Migranten wie viel einbringen und welche wie viel kosten. Auf der nächsten Seite wartet schon der Artikel über radikale Islamisten und Attentatspläne. Und einem der interessierten Leser, der diese „Informationen“ aufgesaugt hat, den treffe ich dann anschließend auf der Fußgängerzone in Ibbenbüren beim Unterschriftensammeln und unterhalte mich mit ihm über seine Sicht zu "diesen Islamisten“ - wie er Muslime nennt.
Ich war mal auf Reisen als die Polizei einen Mann und seine Koffer in einem Bahnhof durchsuchte. Er sah nach einem Migranten aus und hatteeinen Bart. Ich habe mich dazu gestellt und die Polizei gebeten, mich auch zu durchsuchen. Und gefragt, warum ich denn nicht verdächtig genug aussehen würde. Die Polizei hat mich abgewimmelt. Ich solle keinen Ärger machen. Der Durchsuchte meinte so: „Danke, aber ist schon gut. Ist das fünfte Mal diese Woche.“ Das war  wenige Jahre nach den Attentaten in New York. Ein Freund von mir arbeitet in einem internationalen Team und eint, der Afro-Amerikaner wird weniger diskriminiert als der deutsche türkischstämmige Mitarbeiter. 
Einer Freundin wurde letztes Jahr kein Wahlbescheid zugestellt. Sie hat beim Amt angerufen und gefragt was da los sei. Die Antwort: „Na ihr Name klang so ausländisch und in dem Haus wohnen ja viele die kein Wahlrecht haben.“ - dabei war die Freundin in Deutschland geboren worden und hatte nie ein anderes als das deutsche Wahlrecht gehabt. Und einen arabischen Nachnamen.
 
Klar, das sind vielleicht Einzelfälle, aber solche Einzelfälle dürfen einfach nicht passieren. Ebenso wenig darf es übrigens auch passieren, dass die Datenbankadministratorin für die Putzfrau gehalten wird, weil sie einen osteuropäischen Akzent hat. Das tut den Menschen nämlich in der Seele weh. Nur weil man einen Akzent hat heißt es noch nicht, dass man ungebildet ist. Und nur weil man eine Frau ist heißt es nicht, dass man nicht ebenso zur IT-Abteilung gehören könnte. Im übrigen kenne ich viele osteuropäischen Putzfrauen die Biochemie oder Literatur studiert haben und deren Abschlüsse hier nicht anerkannt werden. Ebenso viele Menschen die aus ähnlichen Gründen Taxi fahren. 
Ich weiß nicht wie man mit Alltagsdiskriminierung am besten umgehen kann. Ein Patentrezept kann ich nicht anbieten. Wahrscheinlich ist viel Bildung, aber auch eine Presse notwendig, die rechten Tendenzen kein Forum bietet. Vielleicht wäre auch ein anderer Umgang mit „Islamstudien“ seitens des Innenministeriums zumindest nicht schädlich. Wir alle möchten doch nicht ständig gegen unsere Rollenbilder und Klischees ankämpfen müssen, sondern als eigenständige Menschen wahrgenommen werden. Dazu muss man zunächst einmal unvoreingenommen sein was, die Verknüpfung von Fragen zu Herkunft oder anderen Eigenschaften, auf die man keinen Einfluss hat, angeht. 
Was aber in jedem Fall helfen könnte, im gemeinsamen Bestreben für eine tolerantere Gesellschaft, wäre weniger „Das muss man ja auch mal sagen dürfen“, mehr nachdenken und viel für seine Mitmenschen eintreten. Auch wenn es aussichtslos scheint und man an einem Tag kein vorgefertigtes Weltbild zum Einsturz bringen kann. Stetiger Tropfen höhlt den Stein. Es muss kein Vortrag werden, es kann einfach nur ein klares Statement sein, dass hier gerade die Diskussion in Halbwahrheiten, Vorurteile, Feindbilder und Rassismus oder Diskriminierung abdriftet. 
Klar sind Rassismus und Diskriminierung gesellschaftliche Probleme. Aber wir als neue Partei können zeigen, dass wir anders damit umgehen als andere Parteien, die gerne auf dem rechten Auge blind sind.

Katta / Katharina Nocun

Montag, 23. April 2012

Eröffnungsrede Nienburg

Aus Gründen, hier meine Eröffnungsrede, die ich auf dem LPT 2012.2 in Nienburg gehalten habe.
Liebe Piraten, liebe Freunde, liebe Gäste,

heute machen wir den ersten Schritt in Richtung Landtagswahl 2013. Wir werden die Mitglieder der zukünftigen Fraktion der Piratenpartei im niedersächsischen Landtag bestimmen. Und vielleicht werden wir sogar die Art, wie Politik in Niedersachsen gemacht wird, verändern.

Ob wir koalitionsfähig seien, werden wir häufig gefragt. Ich sage nein, wir sind nicht koalitionsfähig, nicht weil wir es nicht hinbekämen, nein, weil wir es nicht wollen! Wir wollen Politik neu gestalten. Wir wollen ein neues System der Politik in Niedersachsen und in Deutschland etablieren. Ein System, dass eben keine festen Koalitionen, keine Fraktionszwänge und keine Hinterzimmerkungelrunden kennt.

Wir sagen, wir sind für alle offen. Kommt vorbei, redet mit uns, stellt eure Themen vor, und wenn wir uns darin wiederfinden, dann werden wir dem auch zustimmen. Lasst uns die Demokratie wieder auf das Wesentliche bringen, auf das Ringen um die beste Lösung! Lasst uns im Parlament wieder anhand der Argumente die beste Lösung suchen, und nicht mit Scheindebatten bereits Feststehendes nur noch pro forma diskutieren!

Alle Parteien üben sich nach den Wahlterminen im Beklagen über die geringe Wahlbeteiligung. Wir sagen: Durch echte Demokratie, durch das Einbeziehen der Bürgerinnen und Bürger in die Entscheidungsfindung und durch echte Debatten lassen sich auch die Wähler wieder für Politik begeistern! Wer schaut denn schon ein Fußballspiel, dessen Ausgang vorher feststeht? Warum also sollte es im Landtag nicht viel mehr freie Abstimmungen geben? Das ist es, was wir unter Politik 2.0 verstehen: ein offenes Ringen um die notwendigen Kompromisse, ein tatsächliches Abwägen der Alternativen und am Ende eine demokratische Entscheidung jenseits von Parteigrenzen und ohne Fraktionsdisziplin. Das ist unser Angebot an die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes: ehrliche, offene und transparente Politik ohne Hintertüren und Scheuklappen. Wir wollen diesem Land, das durch die Skandale der Herren Wulff und Glogowski mehr als genug gelitten hat, wieder eine Option auf gute Politik geben. Dafür treten wir an!

Liebe Piraten, wir wählen heute diejenigen, die diese Art der Politik in den nächsten fünf Jahren in Hannover machen sollen. Fünf lange Jahre werden wir uns mit unserer Fraktion über Erfolge freuen, sie unterstützen, kritisieren, fordern und fördern. Und wir werden nicht die Möglichkeit haben, nach einem oder zwei Jahren etwas nachzujustieren, wie wir es bisher immer konnten. Daher rufe ich alle, die hier heute wählen und auch diejenigen, die gewählt werden wollen, dazu auf: Prüft eure Entscheidungen gut! Sie sind schwerwiegend, und sie sind langfristig. Wägt ab, wen ihr auf welchen Platz wählt, und macht es euch nicht einfach! 
Aber auch: Wählt alle diejenigen, die geeignet sind. Dann werden wir am Ende ein starkes Team haben, dem wir vertrauen können, und das sich auf uns verlassen kann. 

Wir stehen vor einem schweren und undankbaren Wahlkampf: Wir haben einen Wahlkampf im Winter zu führen. Und wer will schon gerne in schönster Glühweinstimmung mit politischen Themen belästigt werden? Dies ist eine ganz besondere Herausforderung, die besondere Mittel und Wege erfordert. Unsere größte Stärke, den Straßenwahlkampf, werden wir dieses Mal kaum ausspielen können. Aber wir werden uns auch dieser Herausforderung stellen. Einen ersten Schritt werden wir in den nächsten Wochen machen, indem wir an einem einzigen Wochenende die nötigen Unterstützungsunterschriften für die Zulassung zur Wahl sammeln. Das ist ehrgeizig, aber es wird ein Paukenschlag sein, der zeigen wird, dass wir da sind und dass mit uns zu rechnen ist!

Dass mit uns auf jeden Fall zu rechnen ist, wollen wir auch mit unserem Programm zeigen, an dem wir ab morgen weiter feilen möchten. Wir werden unsere Visionen zu Papier bringen und allen zeigen, dass wir eben keine monothematische Bewegung sind, sondern den Wählern und der Gesellschaft einiges anzubieten haben. Aber auch hier sollten wir immer darauf achten, nicht beliebig zu werden und keine Themen halbherzig zu besetzen, nur weil wir der Meinung sind, dass das von uns erwartet wird. Lasst uns im Zweifel lieber ein kurzes, aussagekräftiges und gut durchdachtes Programm verabschieden, als dass wir uns genauso in den Worthülsen verheddern wie die anderen Marktteilnehmer.

In diesem Sinne freue ich mich auf produktive, spannende, aufregende und ergebnisreiche zwei Tage hier in Nienburg. Klarmachen zum Ändern!


Montag, 2. April 2012

Ihr werdet es nicht schaffen

Der starke Zuwachs an Mitgliedern in unserer Partei spült neben sehr vielen, sehr motivierten Neupiraten, die wir gerne, herzlich und mit offenen Armen empfangen, leider auch einige Zeitgenossen an Bord, deren einzigen Anliegen es ist, möglichst Unfrieden zu stifen und die Arbeit der Partei auf allen Ebenen zu behindern.
Gerade jetzt vor der Aufstellung der Landesliste zur Landtagswahl 2013 werden diese Personen teilweise sogar hyperaktiv.. Mit allen Mitteln versuchen sie, die Piraten in Misskredit zu bringen, die Vorstände durch Scheingefechte und Spiegelfechtereien zu lähmen um so ... ja, was bezwecken sie eigentlich?
Sie wollen austesten, wie belastbar wir sind, wann wir anfangen uns ob der Angriffe in die Intransparenz zu flüchten oder gar aufgeben. In anderen Parteien waren diese Leute teilweise erfolgreich, bei uns wird das nicht der Fall sein.
All denen sei hier und heute entgegnet: Ihr werdet es nicht schaffen. Wir lassen uns von Euch nicht behindern. Wir sind in der Vergangenheit mit U-Booten klargekommen, wir werden auch mit Euch fertig werden. Wir werden Euch schlicht und einfach die Grundlage eures Handelns entziehen. Ihr lebt davon, dass andere auf Eure Anfeindungen einsteigen, dass Shitstorms aufziehen und ja am Ende doch immer etwas hängenbleibt.
Wir werden auf Euch nicht mehr reagieren. Schreibt, wo und was ihr wollt, ihr werdet buchstäblich mit dem Mailfilter reden. Sucht euch ein anderes Hobby, schreibt Falschparker auf oder beschimpft Politessen (Achtung: kostenpflichtiges Hobby!). Oder geht zur RRP, die fetzen sich schon reichlich ohne Euch - Hey, ihr verpasst da eine gute Party. Aber wir werden Euch nicht den Gefallen tun, eure Handlungen partei- oder zivilrechtlich zu bewerten, ihr werdet von selber aufhören, wenn ihr merkt, dass eure Trollerei keinen Hund hinterm Ofen mehr hervorlockt.

In diesem Sinne: <°)))o>< 


Sonntag, 19. Februar 2012

Meine Bewerbungsrede für den #lptnds12

Da sie in den Medien öfter zitiert worden ist, hier der Originaltext:

Rede zur Vorstellung als Kandidat für den 1V im Land Niedersachsen


Liebe Piraten, liebe Freunde, liebe Gäste,

unsere Partei, die Piratenpartei, ist die einzig ernstzunehmende Partei in Deutschland, die eine Vision von der Gesellschaft der Zukunft hat. Unsere Vision ist ein Miteinanderleben der verschiedensten Bevölkerungsgruppen in einem freien, toleranten und weltoffenen Land. In einer Gesellschaft, in der jeder nach seiner ganz persönlichen Façon glücklich werden kann. In der jedes Kind diejenige Schul- und Ausbildung erhalten kann, die seinen ganz persönlichen Stärken und Schwächen gerecht wird. Und in der die älteren Mitmenschen nicht einfach abgeschoben werden, sondern weiterhin einen starken Teil ausmachen.
Wir wollen in einem Land leben, in dem nicht ständig die komplette Bevölkerung unter Generalverdacht steht. Wir wollen einen Staat, der die Privatsphäre des einzelnen achtet und seine Entscheidungen und Gesetze transparent und frei von Lobbyismus oder Bestechlichkeit formuliert.
Gerade auch im Wulffland Niedersachsen werden diese Visionen und wir als Piratenpartei dringender denn je benötigt. Es gibt so viel zu ändern - so viel zu tun. Wir können allerdings nur dann auf die aktuelle Politik nachhaltig Einfluss nehmen, wenn wir in den Parlamenten vertreten sind. Auf kommunaler Ebene ist uns das im September letzten Jahres eindrucksvoll gelungen, wir stellen inzwischen fast 60 Abgeordnete in Niedersachsen. Und da aus kleinen Dingen wie dem Flügelschlag eines Schmetterlings große Veränderungen entstehen können, werden wir im Januar 2013 den nächsten Schritt wagen und eine starke und interessante Fraktion für den Landtag stellen. Aber über eines sollten sich alle hier im Klaren sein: Der Welpenschutz, den wir bisher genossen haben, ist abgelaufen. Die politischen Mitbewerber werden uns im Wahlkampf mit harten Bandagen angehen. Da heißt es, stark und standhaft den Kurs zu halten.
Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir gute Kandidaten für die anstehende Landtagswahl, die wir im April nominieren wollen, aber auch gute, verlässliche und belastbare Strukturen im Landesverband. Und aus diesem Grund bewerbe ich mich heute um den Vorsitz der Piraten in Niedersachsen. Ich möchte dazu beitragen, das die Strukturen, die wir heute haben, besser miteinander vernetzt werden und die neuen Kreisverbände und Stammtische diejenige Starthilfe bekommen, die sie benötigen, um arbeiten zu können. Ich möchte helfen, daß wir einen schlagkräftigen Landesvorstand haben, der auch bei starker See als eingespieltes Team arbeitet. Ich möchte dazu beitragen, dass wir im Wahlkampf unsere Ziele professionell und wirksam vertreten. Unser Ziel sind 6%! Und wenn wir alle zusammen anfassen, unsere Differenzen, die es mancherorts geben mag, diesem Ziel unterordnen, dann schaffen wir das auch. Da bin ich mir sicher.
Wer mich kennt, weiß wie ich arbeite - wer mich noch nicht kennt, den bitte ich um sein Vertrauen.