Ein Politiker in Delmenhorst

Ansichten, Vorschläge, Meinungen und alles andere was einem Politiker in Delmenhorst einfällt.

Dienstag, 14. April 2020

Was wir alle von der Corona-Pandemie lernen könnten

Bild von Alexas_Fotos auf Pixabay 
Noch ist sie nicht vorbei, die erste große Pandemie dieses Jahrhunderts. Und die Schäden, die die Ausbreitung des neuen Virus angerichtet hat, sind noch nicht einmal ansatzweise abzuschätzen. Ebenso kann niemand genau sagen, wie viele Menschenleben wir am Ende zu beklagen haben, wenn dieser Wahnsinn endlich vorbei ist.

Aber wir können bereits heute einige Lehren für die Zukunft aus der aktuellen Situation ziehen. 

Bild von leo2014 auf Pixabay

Das Gesundheitswesen ist Daseinsvorsorge und kein Profitcenter

Wir müssen endlich dahin kommen, das Vorhalten und die Finanzierung von Krankenhäusern und allem was damit zu tun hat, als öffentliche Aufgabe des Staates im Rahmen der Daseinsvorsorge zu sehen, ähnlich wie dieses ja bei der Polizei und der Feuerwehr, aber auch beim THW und anderen Einrichtungen der Fall ist. Wir müssen die Finanzierung des Gesundheitswesens komplett neu strukturieren und der Neo-Liberalen Einstellung gegenüber diesem Bereich des öffentlichen Lebens gegenüber ein Ende setzen. Krankenhäuser sind keine Profitcenter und eine Geburt oder ein gebrochenes Bein müssen am Ende den selben Wert besitzen wie eine Herztransplantation. 

Bild von Lorenzo Cafaro auf Pixabay 

Der Markt regelt - aber nicht in Sinne des Gesellschaft

Der Markt regelt die Dinge, der Kapitalismus ist die einzige sinnvolle Gesellschaftsform. So heißt es ja seitdem der sozialistische Gegenentwurf weitestgehend - und das zurecht - in der Mottenkiste der Gesellschaft verschwunden ist. Aber ist das so? Gibt es keinen sinnvollen Gegenentwurf zum ungebremsten Kapitalismus? Weil, wie wir zur Zeit merken, ja der Markt regelt Dinge, aber eigentlich nur Dinge, die den Markt optimieren. Eine weltweite Pandemie lässt sich nicht mit den Regeln des Markts beherrschen. Eigentlich steht der Markt dem sogar entgegen, wie wir bei der Diskussion merken, wie viele gerettete Menschenleben eigentlich der möglichsten schnellen Öffnung des Marktes gegenüber stehen dürfen. Denn ein geschlossener, nicht agierender Markt, der kann auch nicht regeln. Wir müssen die Diskussion führen, in welcher Gesellschaft wir in Zukunft leben wollen und hier auch die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt und die Teilhabe von allen unbedingt im Blick haben. Und Nein, Kapitalismuskritik bedeutet nicht, dass die einzige alternative Gesellschaftsform der Sozialismus ist. Vielleicht haben wir die Alternative nur noch nicht gefunden, sollten uns aber doch nicht von der Suche danach abhalten lassen.

Bild von marcinjozwiak auf Pixabay 

Just in time - Globalisierung kann nur im schönen Wetter funktionieren

Nur wenn alle Lieferketten unbeschränkt verfügbar sind und die globale Fertigung und Logistik funktionieren, dann merken wir nicht, wo unsere Produkte eigentlich wirklich produziert werden. Sind aber die Lieferketten gestört und fallen ganze Regionen, wie Asien, als Produzenten aus, dass merken wir sehr schnell, wie abhängig wir inzwischen von billigen Produkten aus China, Indien und anderen Ländern geworden sind. Lagerbestände und eine hohe Fertigungstiefe vor Ort werden seit Jahren von immer gewiefteren Controllern als teuer und schädlich gebrandmarkt. Auch hier werden wir umdenken müssen und zwar vor allem bei der Informationstechnik. Hier sind wir inzwischen in Europa komplett auf die USA und China angewiesen. Das kann so nicht bleiben. Wir müssen unbedingt wieder dahin kommen, dass wir Medikamente in Europa produzieren und auch die Hardware und Software, die wir benutzen, sollte zumindest als Alternative auch aus europäischer Entwicklung verfügbar sein.

Bild von Free-Photos auf Pixabay 

Fortschritt geht - wenn es sein muss

In vielen Unternehmen hat man sich bis zur Coronakrise kaum mit Themen wie Homeoffice oder Videokonferenzen befasst. Die bisherige Form der Arbeit und der Besprechungen hat funktioniert und es gab keinen Anlass hier etwas zu ändern. Jetzt stellt sich dieses komplett anders dar, ein großer Teil der Arbeitnehmer, deren Arbeitsplatz es zulässt, sitzen im Homeoffice und sind dort teilweise produktiver und zufriedener als im normalen Büro. Alleine die Zeit und die CO2-Belastung, die durch den entfallenden Arbeitsweg eingespart werden, sind eine genauere Betrachtung wert. Und viele Flugstunden konnten durch Videokonferenzen vermieden werden, ohne dass die Qualität der Meetings gelitten hätte. Man kann hier sehen, wie innovativ Unternehmen unter dem starken Druck der Pandemie geworden sind. Hier heißt es unbedingt am Ball zu bleiben, wenn Corona Geschichte ist.

Mittwoch, 1. April 2020

Kommunalpolitik und Corona

Zur Zeit hat uns die Corona-Pandemie fest im Griff. Zu den alltäglichen Problemen, wie z.B. dem Mangel an Klopapier und Hefe, der Sorge um die Arbeitsplätze und die eigene Gesundheit, kommen auch ganz spezielle Probleme auf die Ratspolitik zu. Wie organisiert man eigentlich eine Fraktion mit 14 Mitgliedern, Mitarbeiterin und beratenden Mitgliedern in Zeiten der Kontakteinschränkung. 

Da ich aus meiner Zeit bei den Piraten das Onlinearbeiten gewohnt bin und diese Erfahrungen uns als Gruppe gerade zugute kommen, möchte ich hier einmal die Tools beschreiben, die wir benutzen. Vielleicht hilft das ja der einen oder anderen, links-grün versifften Fraktion ihre Arbeit zu organisieren. 

Diskussionen per Mail:

Ab einer gewissen Diskussionstiefe ist der einfache Austausch von Mails in so einem großen Kreis nicht mehr zielführend. Hier bietet sich dann die Einrichtung von Mailinglisten an, die z.B. einen täglichen Digest zur Verfügung stellen und eine strukturierte Arbeit ermöglichen. Ein Anbieter hier ist RiseUp . Hier befinden wir uns allerdings ganz eindeutig im Linken Spektrum, was die Sache für mich sympathisch macht, andere aber abschrecken könnte. Alternativ bietet sich Systemausfall an.

Gemeinsames Arbeiten:

Wenn aus Diskussionen Vorlagen werden sollen, bieten sich Werkzeuge zur gemeinsamen Onlinearbeit an. Wir benutzen hier Google Drive mit den Officetools, die hier von Google kostenlos zur Verfügung gestellt werden. Jeder Benutzer kann hier 15 GB Cloudspace umsonst bekommen, der auch geteilt werden kann. Da Google aber Böse ist und man natürlich nicht so genau weiß, wo was am Ende verwurstet wird, gibt es als Alternative noch das Cryptpad, das inzwischen auch von den Piraten eingesetzt wird. Hier ist man nicht so an Windows angelehnt, aber die Daten sollten sicherer sein.

Mit Googledrive kann auch gemeinsam auf Dateien zugreifen, hier gibt es ebenfalls diverse andere Anbieter, wie z.B. Dropbox, Onedrive. Wer selber hosten kann, dem sei Seafile oder Owncloud ans Herz gelegt. Alle diese Tools bieten kleine Programme an, die selbstständig alle Dateien mit dem Server synchronisieren.

virtuelle Sitzungen:

Manche Dinge kann man nicht nur schriftlich erledigen, hier ist die persönliche Aussprache wichtig. Hier bieten sich inzwischen Video-/Audiokonferenzen an, die einen unkomplizierten Zugang anbieten. Wir benutzen hier Webex von Cisco, das bei der kostenlosen Nutzung Videokonferenzen für bis zu 100 Mitgliedern zulässt. Wir benutzen allerdings die kommerzielle Variante, die es zur Zeit mit dem Bonuscode "wecare2020" für 100 Euro im Jahr gibt. 
Warum Video und nicht nur Telefon? Nun, eine reine Telefonkonferenz ist schwierig, wenn mehr als 10 Personen teilnehmen und es keinen Metakanal, z.B. einen Chat für Wortmeldungen und ähnliches gibt. Wenn man dann mit den Stimmen nicht vertraut ist, ist es auch ein Problem zu wissen, wer denn gerade spricht. Diese Probleme gibt es bei einer Videokonferenz nicht, da kann man zum Beispiel einfach die Hand heben, wenn man zu Wort kommen möchte.
Alternativ bieten sich hier natürlich auch Tools wie Hangout oder Skype an, allerdings fehlen hier Tools zur Protokollierung und zur Freigabe von Anwendungen etc.

Aufgaben verteilen:

Wie hält man jetzt die Arbeitsschritte, Aufgaben und deren Fortschritt fest? Bei den Piraten hat sich hier das Ticketsystem Redmine sehr bewährt. Ursprünglich aus dem Supportbereich der IT kommend, kann man mit Ticketsystemen sehr gut Aufgaben verteilen und abarbeiten. Redmine gibt es, wie die anderen hier erwähnten Tools fertig zur Nutzung als Dienst bereits im Internet, man kann das aber bei ein wenig Erfahrung auch selber hosten, so z.B. bei Amazon im AWS oder auch auf einem eigenen Webserver.

Was sonst?

Natürlich gibt es noch diverse andere Möglichkeiten, wie WhatsApp-Gruppen oder besser, Signal, wenn es schnell gehen soll und kurze Mitteilungen reichen. Gemeinsam genutzte Kalender, wie bei Google oder bei Doodle, die auch Umfragen und Terminfindungen anbieten. Wichtig ist nur, dass man sich bei den vielen Kanälen nicht verzettelt und den für seine Bedürfnisse besten Weg findet.