Ein Politiker in Delmenhorst

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Donnerstag, 22. Januar 2015

Briefmarken sammeln

Ich kannte früher einmal Menschen, die haben Briefmarken gesammelt. Ich selber habe immer noch eine kleine Münzsammlung mit einigen Stücken aus dem 19. Jahrhundert. Aber in Zeiten von E-Mails und Paypal werden diese Sammleropbjekte ja immer rarer und irgendwie ist das auch so 50er. 

Ich sammle jetzt Wahlplakate. Also, besser gesagt, Bilder von Wahlplakaten. Und, um es noch genauer zu spezifizieren: ungewollt peinliche Wahlplakatbilder. Manchmal hat man ja so die Scheuklappen auf, dass man selber nicht merkt, wie peinlich oder missverständlich manche Dinge sein können.

Zum Beispiel diese beiden Herren von der FDP auf der linken Seite. In ihren Kreisen mag es ja richtig sein, sich mit 500 Gramm Gel in den Haaren und Einstecktüchern im Sacko ablichten zu lassen. Der normale Wähler gewinnt aber sicherlich dadurch nicht den Eindruck, dass hier jetzt unbedingt Politik für ihn gemacht werden soll. Mit 1,4% der Erststimmen und 3,6% der Zweitstimmen bei der Bundestagswahl scheint diese Kampagne tatsächlich eher unter den weniger Erfolgreichen zu rangieren.






Eine kleine Berühmtheit in Wahlplakatblogs ist ja inzwischen das "kleinere Übel", Brigitte Glinka. Mit ihrer, tatsächlich am unteren Ende der Gausschen Normalverteilungsglocke liegenden Körpergröße von 152cm (mit oder ohne Highheels?), konnte sie aber immerhin den einzigen Sitz für die FDP im Kreistag gewinnen. Welche politische Agenda die Dame fährt ist ja bei diesen Argumenten auch eher nebensächlich.


Lustig auf mehreren Ebenen ist Thomas Spilker aus Essen. Ob seiner Körperfülle hat natürlich der Slogan "Bewegt Essen" eine gewisse, ja fast schon philosophische Tiefe. Das der gute Bezirksvertreter der FDP und Mitglied des Ortsverbands Essen-Nord unter anderem Rolltreppen fordert, gibt dem gesamten Auftritt noch mehr Tiefe. Manche Dinge sind einfach so absurd, die kann man sich nicht einmal ausdenken.

Ebenfalls mit seinem Körper kokettiert Christian Reinke aus Rostock. Immerhin will er alles lebensnotwendige bezahlbar halten, dass macht ihn natürlich sympatisch. Das haben sich wohl auch die Rostocker Wähler gedacht uns wählten ihn mit 1584 Stimmen in die Rostocker Bürgerschaft. Man sieht also, dass man auch mit unkonventiellen Plakaten durchaus Erfolg haben kann.
Da der Körper wohl keine schlagenden Slogans hergab, mußte hier der Nachname herhalten. Dr. Thorsten Lieb ist also nicht nur "Leidenschaftlich" und "Liberal" - Nein, er ist auch "Lieb". Betrachtet man die schlechte Rasur und die doch sehr aus der Mode gekommende Frisur sollte er sich allerdings nicht über die das schlechte Erststimmenergebnis von 3,6% wundern. Immerhin haben fast doppelt soviele Wähler in seinem Wahlkreis ihre Zweitstimme der FDP gegeben. 
Unpopuläre und ehrliche Politik zu machen trauen sich ja die wenigsten. Dieses auch noch zu plakatieren ist da schon fast mit einem politischen Suizidversuch gleichzusetzen. Kein Wunder, dass hier nur der 3,6% der Wähler bei den Bibertötern ihr Kreuz gemacht haben.
Wüsste man es nicht besser, würde man denken, die PBC - also die Partei Bibeltreuer Christen - wurde vom Satan persönlich unterwandert. Und, als wäre das nicht genug, die PBC hätte draufhin auch gleich die Wahlkampagne geändert. Tatsächlich kommen hier aber wohl nur mehrere Faktoren zusammen: Ein schmerzbefreiter Friseur ohne Berufsehre und ein deutlicher Rotstich bei dem verwendeten Billighandy, mit dem dieses Portraitfoto aufgenommen wurde. Und wenn die Dinger schonmal gedruckt sind, dann kann man die auch aufhängen, oder?
Als Letztes der Beispiele soll hier die Fake-Kampagne von Oliver Kalkhofe auch noch kurz vorgestellt werden. Nicht nur Hape Kerkeling kandidierte als Horst Schlämmer für den Bundestag - Nein auch Deutschlands härtester Fernsehkritiker versuchte sich in der Politik. Leider war das mediale Echo hier lange nicht so stark. Vielleicht hat er sich aber mit der CSU auch einfach nur die falsche Partei ausgesucht. Oder - es hat einfach keiner gemerkt und die Leute dachten wirklich, hier würde eine Barbara Titzsch antreten.