Ein Politiker in Delmenhorst

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Mittwoch, 13. November 2024

Der strukturelle Zustand Delmenhorsts

Wer in diesen Tagen die Zeitung liest oder einfach am Zustand unserer Heimatstadt Delmenhorst interessiert ist, der wird sich große Sorgen um die Zukunft der sozialen Infrastruktur unserer Gemeinde machen. Angefangen von Kindergartengruppen die geschlossen werden mussten, weil die Räume aufgrund von Schimmelbefall nicht genutzt werden können. Und hier reden wir von den Kindern, die überhaupt einen Platz in einer Gruppe gefunden haben, besteht doch immer noch ein großer Mangel an Betreuungsplätzen in Delmenhorst. Eine neue Kita wurde schon lange nicht mehr gebaut und die vorhandenen Einrichtungen leiden unter starkem Personalmangel.

 
Die Kinder, die dem Kindergarten entwachsen sind, lassen wir auf Schulen gehen, die vor 50-60 Jahren gebaut worden sind und durch die Bank einen enormen Sanierungsbedarf aufweisen. Oder die Kinder sitzen in Containerstapeln, weil es in den Schulgebäuden nicht genügend Platz gibt. Dass die vielen Kinder, die in den letzten 10-15 Jahren die ganzen neuen Kindergartenplätze benötigten, einmal zur Schule gehen würden und dort auch Räume brauchen, das konnte ja keiner ahnen. Die rechts-konservative Mehrheit der Ratsmitglieder aber, anhand Prioritäten zu setzen, kämpft lieber auf der ideologischen Ebene und baut funktionierende Oberschulen ab um neue Realschulen einrichten zu können, anstatt das Vorhandene zu nutzen und ordentlich auszustatten. Und die Kinder, die den höchsten Betreuungsbedarf haben und auf die Förderschule gehen, für die plant die Verwaltung seit nunmehr fünf Jahren den Einstieg in die Planungen für den seit langem beschlossenen Neubau. Am Verkehrsübungsplatz läge es jetzt, liest die Zeitungsleserin und wundert sich, was das denn wohl für ein Wunderwerk des modernen Tiefbaus werden soll. 
Das lange benötigte 3. Gymnasium wird am denkbar abgelegensten und verkehrstechnisch am wenigsten geeigneten Standort in Iprump geplant und soll gegen alle Widerstände durchgeboxt werden. Man darf auf das Verkehrsgutachten gespannt sein. Und nicht zuletzt soll jetzt auch noch eine der am nötigsten benötigten sozialen Einrichtungen, das Familienzentrum an der Fröbelschule, zurechtgestutzt werden, weil mit der AWO der Betreiber der eben genannten Ratsmehrheit schon immer nicht genehm war. Dieses Verhalten wird nur zu einem noch höheren Stellenbedarf in der Stadtverwaltung führen, deren Ausmaße die jetzt wegfallenden Arbeitsplätze im Familienzentrum deutlich übertreffen wird.

Man könnte das Gefühl bekommen, dass hier die Absicht dahintersteckt, das Leben in Delmenhorst möglichst unattraktiv zu machen. Am Ende ist aber wohl eher das politische Desinteresse an Lösungen für die Zukunft und die eigene Unbetroffenheit der handelnden Personen, die hier eine Rolle spielt. 

Bei den kommenden Haushaltsberatungen soll jetzt noch weiter der Rotstift angesetzt werden, wo doch die öffentliche Hand eigentlich gerade jetzt antizyklische Investitionen bevorzugt in Schulen und Kindertagesstätten tätigen müsste. Die Angst vor dem Sparkommissar aus Hannover geht um. Was wohl geschehen würde, wenn sich die Landkreise und Gemeinden in Niedersachsen einig wären und die Haushalte nach dem Notwendigkeiten vor Ort und nicht nach den Vorschriften aus Hannover aufstellen würden? Wie viele Sparkommissare will die Landesregierung schicken?


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