Zur Dokumentation: Meine Rede zur Eröffnung des Landparteitags der Piratenpartei Niedersachsen am 09.02.2013
Auch
wenn wir unseren Politikstil bei den Landtagswahlen in Niedersachsen
nicht im ausreichenden Maße bei den Wählern platzieren konnten und
mit dem erreichten Ergebnis alle sicherlich nicht zufrieden sein
können, werden die Piraten in der Politik weiterhin gebraucht.
Sowohl auf Landes- wie auch und gerade auf kommunaler und
Bundesebene.
In den
kommunalen Vertretungen setzen unsere Mandatsträger die Basis für
eine nachhaltige Präsenz der Piraten. Nach der Einarbeitungsphase im
letzten Jahr werden jetzt die ersten Erfolge sichtbar. Und sogar in
Landkreisen ohne Piraten in den Parlamenten wirken Piraten, wie
man gerade in Osterholz-Scharmbeck sehen konnte.
Doch
gerade auf Bundesebene werden wir gebraucht. Wenn grob
misslungene Gesetzentwürfe wie gerade der zum
Arbeitnehmerdatenschutz zurückgezogen werden, dann ist das auch
unser Verdienst, indem wir das Bewusstsein der Bevölkerung für
diese Problematiken geweckt haben.
Aber,
wir haben noch einen langen Weg vor uns. Und um auf diesem
erfolgreich zu sein, bedarf es mehrer Faktoren:
Erstens:
Wir müssen endlich aufhören, uns mehr mit uns selber zu
beschäftigen als mit unseren Themen und dem politischen Gegner.
Wenn wir es nicht schaffen, die Gegner politisch zu stellen, werden
wir auch in den Parlamenten nicht benötigt. Wir sollten aufhören,
alle Köpfe abschlagen zu wollen, die sich hervorwagen, sondern im
Gegenteil diese Piraten stärken, weil sie es sind, die unsere
Politik nach Außen vertreten. Und wir sollten mutig sein, wenn wir
polarisieren. Wir wollen nicht "eveybody's Darling"
sein - nein, wir wollen wehtun, mahnen und andere Wege aufzeigen.
Die grüneren Grünen oder die sozial-demokratischere SPD
wollen wir nicht sein. Wir sind die Piratenpartei - stehen wir
dazu!
Wir
werden und wollen keine Volkspartei sein. Volksparteien werden
beliebig in ihren Standpunkten. Wir nicht. Wir vertreten unsere
Themen mit Nachdruck.
Zweitens:
Wir müssen wieder zurück zu unserer positiven Einstellung kommen.
Wir sollten nicht verzagt tagelang um die richtige Formulierung eines
Standpunkts ringen, sondern mutig und selbstbewusst Forderungen
aufstellen. Nur wenn wir hier immer und immer wieder den Finger in
die Wunden legen und für unsere Anliegen rechtzeitig Öffentlichkeit
herstellen, werden wir erfolgreich sein. Die ewigen Nörgler und
notorischen "ich habe es Euch ja gesagt"-Besserwisser
sollten wir hinter uns lassen. Nur wer nicht handelt macht keine
Fehler. Wollen wir das? Ich denke nicht.
Drittens:
Wir müssen belastbare und arbeitsfähige Strukturen herstellen. Wir
müssen Aufgaben von Personen abstrahieren, damit nicht der Rückzug
einzelner, aus welchen Gründen auch immer, die Arbeitsfähigkeit
aller in Frage stellt. Wir müssen die lokalen Mandatsträger in
ihrer Arbeit stärken und dort, wo wir noch nicht in den kommunalen
Vertretungen sitzen, müssen wir die Piraten aufbauen, die für
uns in drei Jahren dort zur Wahl antreten werden. Deswegen muß
hier zwingend eine stärkere Vernetzung stattfinden. Und wir müssen
die Strukturen dort stärken, wo wir bereits Kreis-, Regional- oder
Stadtverbände oder Stammtische haben - und dort, wo wir noch
nicht vertreten sind, müssen wir das ändern.
Viertens:
Und hören wir auf, ängstlich auf unsere Außendarstellung zu
schielen, Angst vor schlechter Presse zu haben und unser Handeln nach
Umfragen auszurichten. Ob und was die Medien über uns berichten
können wir nur am Rande beeinflussen.
Wichtiger
ist, dass wir uns selber treu bleiben und so sind, wie wir nunmal
sind. Wir wollten anders sein als die gegelten Berufspolitiker in
ihren teuren Anzügen und Kostümen - also: Lasst uns sein, wie wir
sind! Wichtig ist nur, dass wir niemandem einen Grund geben,
objektiv etwas Schlechtes über unsere Arbeit zu berichten.
Subjektivität können wir nicht ändern. Entscheidender ist, dass
wir den Medien starke Bilder vermitteln und unsere Message
verbreiten. Und das ging und geht immer noch am besten auf der
Straße. Lasst uns wieder mutige Aktionen machen! Zeigen wir
uns in der Öffentlichkeit und vertreten unsere Themen am Bürger!
Dann werden wir auch wahrgenommen und können Themen besetzen. Wir
müssen wieder dahin kommen, dass wenn freitags ein Kernthema von uns
gespielt wird, wir am Samstag auf der Straße sind und nicht erst am
Montag darauf eine weichgespülte PM des Bundes erscheint.
Es
liegt noch viel Arbeit vor uns.
Unser
Projekt ist auf Jahrzehnte und nicht auf Monate angelegt. Wenn wir
jetzt nicht den Mut verlieren und auf unserem Weg beharrlich
weitergehen - dann werden wir erfolgreich sein!
In
diesem Sinne wünsche ich uns allen einen guten und erfolgreichen
Landesparteitag.
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